Behandlung der Kielbrust

konservative und operative Therapie

Für die konservative Kompressionsbehandlung mittels Orthese messe ich zunächst den Korrekturdruck (Druck auf das Brustbein, der erforderlich ist, um die Deformität vollständig zu korrigieren). Die Höhe des gemessenen Korrekturdrucks erlaubt eine Aussage bezüglich der zu erwartenden Behandlungsdauer und dem möglichem Behandlungserfolg. Die Behandlung kann mit einer herkömmlichen, in einer heimatnahen Orthopädie-technik-Werkstatt hergestellten Orthese erfolgen. Ich verwende bevorzugt ein dynamisches Kompressionssystem, welches individuell angepasst wird. Diese Orthese lässt eine seitliche Ausdehnung des Brustkorbes zu und erhöht dadurch den Tragekomfort erheblich. Mit einem digitalen Messgerät kann neben dem Korrekturdruck vor allem der Behandlungsdruck gemessen werden. Der messbare Behandlungsdruck hilft, durch einen zu hohen Druck entstehende Druckstellen auf der Haut zu vermeiden, was den Tragekomfort erhöht, und zudem das System entsprechend dem Körperwachstum anzupassen.

Die tägliche Anwendungsdauer sollte während der ersten 1-2 Wochen langsam gesteigert werden und nach der Eingewöhnungsphase bei 8-10 Stunden liegen. Abhängig von den Schlafgewohnheiten kann die Orthese auch nachts getragen werden. Nach Beginn der regelmässigen Anwendung sind Verlaufskontrollen in der Sprechstunde zunächst im monatlichen Abstand geplant. Nach 3-4 Monaten können die Intervalle gestreckt werden.

 

Bis zur Jahrtausendwende erforderte die operative Korrektur der Kielbrust eine aufwendige Operationstechnik mit Entfernung der vorderen Rippenenden und Durchsägen  des Brustbeins. Als äusserlich deutlich sichtbares Zeichen dieser Operation verblieb meist eine lange Narbe, welche von manchen Patienten als ästhetisch sehr störend empfunden wurde. Dennoch wird diese offene OP-Technik auch heute noch in manchen Zentren bevorzugt durchgeführt.

2005 beschrieb Horacio Abramson erstmals seine Erfahrungen mit einem minimal invasiven OP-Verfahren (Minimally Invasive Repair of Pectus Carinatum (MIRPC) oder auch "reversed Nuss"). Analog zur Operation nach Nuss wird über kleine, seitliche Hautschnitte ein Metallbügel unter der Haut, jedoch vor das Brustbein eingesetzt. Dieser individuell geformte Bügel wird in seitlich auf den Rippen befestigten Stabilisatoren eingespannt und drückt so das Brustbein nach unten gegen den Brustkorb.  Die MIRPC bedeutet normalerweise ein gutes kosmetisches Ergebnis bei gleichzeitig minimalem Operationstrauma. Diese OP-Technik hat sich in den letzten 10 Jahren zum weltweit verbreiteten "Goldstandard" zur operativen Korrektur der Kielbrust entwickelt und wird auch von mir durchgeführt.

Patienten mit einer komplexen kombinierten Fehlbildung (sog. Pectus arcuatum) können meistens nur mit einer offenen, aufwendigen Operation erfolgreich behandelt werden.


Patienten vor und nach KONSERVATIVER Kompressionsbehandlung

Patienten vor und nach minimal-invasiver Operation nach Abramson